Vor langer, langer Zeit hatten wir auf unserem Schießstand bereits eine Duellanlage mit der wir viel Spaß hatten. Die aber doch in die Jahre gekommene Anlage fing an zu schwächeln, obwohl sie sehr stabil aufgebaut war...

Vor langer, langer Zeit hatten wir auf unserem Schießstand bereits eine Duellanlage mit der wir viel Spaß hatten. Die aber doch in die Jahre gekommene Anlage fing an zu schwächeln, obwohl sie sehr stabil aufgebaut war. Ein dicker 380V Elektromotor mit Endschaltern und einer wilden, sehr massiven Mechanik vermittelte einem das Gefühl dass das Haus sich bewegt wenn die Anlage in die Anschläge lief :) Viele Betriebsstörungen verdarben von Zeit zu Zeit doch den Spaß daran. Dann kamen noch neue Brandschutzauflagen hinzu was uns den Betrieb dieser Anlage untersagte weil diese nicht explosionsgeschützt aufgebaut war. Letztendlich führte dies alles zu unserer Entscheidung sich schweren Herzens von dieser Anlage zu trennen.Es verging viel Zeit (Jahre) in der wir uns immer wieder darüber unterhielten wie prima es doch wäre wenn man wieder diese Möglichkeiten hätte. Konkrete Pläne jedoch über die Beschaffung hat sich keiner gemacht. Finanziell ist der Verein auch nicht so aufgestellt dass man ein paar tausend Euro ausgeben kann um sich eine solche Anlage zu kaufen.

Aus einer Laune heraus wieder mal ein neues Bastelprojekt zu starten, entschloss ich mich mit meinem Junior zusammen, in diesem Jahr dem Verein eine Duellanlage zu bauen.

Sie sollte folgende Kriterien erfüllen:

  • Kompaktheit - Der zur Verfügung stehende Platz zwischen Deckenträger im Schießstand und der Entlüftungsanlage war nur sehr klein. Viele käuflich zu erwerbende Anlagen fänden darin kein Platz.
  • Explosionsgeschützt - Kein Einsatz von funkenproduzierenden Elementen wie E-Motoren, Endschaltern usw.
  • Kostengünstig - dazu muss ich jetzt nichts schreiben
  • Flexibel - die Anlage sollte mehrere Abläufe unterstützen
  • sie sollte ohne Investition in neuem Werkzeug mit unseren vorhandenen Mitteln realisierbar sein
  • einfache Bedienung

Nach intensiven Recherchen diverser Lösungsansätze kamen wir zu der Erkenntnis dass

  • Ex-geschützte Motoren und andere Elemente nicht in Frage kommen. Der finanzielle Aufwand auch für gebrauchte Teile überstieg unsere Möglichkeiten bei weitem.
  • hydraulische Ansteuerung ausscheided da sie viel zu aufwendig wird um schnell genug zu sein. Pumpe, Öl, Leitungen etc.
  • Bleibt also nur noch die Pneumatik.

Vorteile der pneumatischen Ansteuerung ist dass im Schießstand keine elektrischen Schaltvorgänge ausgeführt werden. Also auch kein Funkenflug was dem explosionsgeschütztem Betrieb sehr entgegen kommt.

Die Teile sind größtenteils kostengünstig und auch gebraucht auf diversen Plattformen im Internet erhältlich. Pneumatische Drehantriebe schieden aber dann aus da sie zu selten und auch im gebrauchtem Zustand zu teuer waren. Eine Lösung mittels Hebel mußte her.
Schnell ans CAD gesetzt und eine Skizze gemacht wie es funktionieren könnte.

Wie der Zufall es wollte habe ich eines Abends beim Stöbern in der Bucht diese pneumatischen Zylinder gefunden, die von den technischen Werten wie Hub, Kraft, Größe genau dem entsprachen was wir brauchten. Da wir nur drei Schießbahnen haben hätten wir sogar noch einen Zylinder als Ersatz. Also mitbieten. 

4x Rexroth Mecman Pneumatik Zylinder 168-04-1000-1 Ø 40, 100, Max 10 bar Und was soll ich sagen ?

 

Bildergebnis für 3-2-1 meins

Mit knapp 40€ inklusiv Versand ein suuuper Schnäppchen.

Also wird sich nun daran gemacht ein Liste der restlichen Teile zu machen die noch benötigt werden.

Für die Mechanik Stahl und Stahlrohr

  • Rechteckrohr Stahl für Basisträger in 100x50x3mm
  • Flachstahl für Hebel und Montagewinkel in 30x3 mm
  • Rundstahl als Drehachse in 12mm ∅
  • Stahlrohr zur Drehachsenführung in 17,2 x 2,3mm
  • Vierkantstahl als Scheibenhalteaufnahme in 25mm

Aluminium für die Scheibenträger.

  • Vierkantrohr in 30x30x2
  • U-Profil in 30x30x3

In das Alu-U-Profil soll dann der Scheibenhalter eingesetzt werden der aus Dachlatten aus dem Baumarkt besteht. Kostengünstig, und standardmäßig 24mm breit was genau dem Innen-Maß des ALU-U-Profils entspricht. Und wenn der Kugelhagel ihm ein Ende setzt, ist er schnell und kostengünstig ersetzt. Perfekt !

Dann noch einiges an Kleinteilen wie Schrauben, Muttern, kleine Montagewinkel, usw.....

Einige Stunden fürs Sägen, Bohren und Schweißen gingen drauf bis Version 1.0 soweit fertig war. Das Schweißen hat mir anfänglich Sorgen gemacht da ich schon viele Jahre aus der Übung bin. Das Ergebnis ist nicht schön geworden, wird aber sicherlich halten.

Als nächster Schritt ist die Pneumatik an der Reihe. Dazu benötigten wir noch ein paar Dinge wie:

3 x elektromagnetische Ventile 5/2 in 12V Ausführung, pneumatische Kupplungen, Adapter, Schalldämpfer, Schläuche und eine Wartungs-Einheit zur Wasserabscheidung und Öler für die Zylinder

Pneumatik Ventil 5/2  IG1/4" 12 Volt ET4V210-08-12VDC-BLCH...Pneumatik Kupplung Verbinder Stecker für 8 mm Schlauch T stück ETPE8... Luft Schalldämpfer 1/8" für Pneumatikventile ETSLM1/8... Pneumatik Kupplung Verbinder 1/4 auf 6 mm Schlauch gerade ETPC6-1/4... 6x4 mm Pneumatik PU Schlauch blau  10 Meter, ETPUTUBEB6x4-10m... Schnellkupplung NW 7,2 deutscher Standard G 1/4 Außengewinde Male... Wartungseinheit 1/2 , Güde Gd_41079

 

Als nächstes mußten wir uns Gedanken machen wie wir das Ganze nun steuern möchten. Da gibt es natürlich viele Ansätze. Sollen wir es statisch von einem zentralen Punkt aus machen, wie es bei vielen kommerziellen Anlagen der Fall ist. Man wählt am Schaltpult ein festes Programm aus und startet dann ? Ich fand dies nicht so toll da unsere Pneumatik/Mechanik viel größeres Potential hat und so nicht wirklich genutzt wird. Natürlich spielt auch die Herausforderung an den Techniker eine Rolle. So einfach will man es sich doch nun auch nicht machen. Da muss doch viel mehr drin sein.

Also entschieden wir uns nicht für elektrische Zeitglieder, Schütze & Co, sondern wollen es mit einer flexiblen Computersteuerung realisieren. Der Rechenaufwand für eine solche Lösung ist natürlich für einen Rechner heutiger Bauart viel zu gering so daß es sich lohnen würde einen PC dafür zu opfern.

Raspberry 3

Glücklicherweise gibt es auf dem Markt kleine Einplatinencomputer wie z.B. den Raspberry die wie dafür geschaffen sind. Sie bringen auch gleich viele weitere Funktionen mit sich wie Schalt Ein- und Ausgänge, Bluetooth, WLAN und ein Linux Betriebssystem. Hiermit läßt sich eine Menge machen. Also ran ans Werk und das Programm für die Ansteuerung der einzelnen elektro-pneumatischen Ventile geschrieben. Erste Tests verliefen wie erwartet gut. Doch nach einer Weile war dies irgendwie zu wenig. Durch unseren pnematisch-mechanischen Aufbau haben wir die Moglichkeit jede einzelnene Bahn individuell anzusteuern, was der Phantasie der Programmierung zur Steuerung der Anlage fast keine Grenzen setzt.

Wir hatten nun eine Steuerung die zwar flexibel war, aber auch von zentraler Stelle aus gestartet werden mußte. Da kam uns die Idee dass es doch diese kleinen Funksender gibt mit denen man z.B. Garagentore usw öffnen und schließen kann. So etwas müßte man doch für das Starten des Programms nutzen können.
Gesagt, getan. Ab in die Online-Bucht und geschaut was man da so gebrauchen kann...
12V 433MHz Wireless Opener Fernbedienung Sender Transceiver mit Empfänger...

Und siehe da für knapp 5€ inkl. Versand gab es Folgendes aus dem fernen Osten. Ideal für unsere Zwecke in der 12V Ausführung. Also schnell Programm umgeschrieben, die elektronische Schaltung angepaßt und wir sind nun in der Lage das Programm von jedem Punkt aus zu starten der in dem Empfangsbereich liegt. Für die Ausmaße des Schießstandes mehr als ausreichend.
Im Praxistest jedoch erwies sich der kleine Handsender als mäßig geeignet. Viel zu klein für die teilweise doch großen Hände der Sportschützen. Da mußte eine andere Lösung her die den massiven Einwirkungen der adrenalin-geschwängerten Sportschützen stand hält.
 

Was liegt da näher als ein Pilztaster der für so etwas ausgelegt sein sollte. Nur sind diese in einer stabilen Ausführung auch nicht ganz billig. Knapp 50€ hat der Kamerad hier inkl. Versand gekostet. Schnell den Handsender auseinander genommen und ein paar Kabel angelötet. In den Pilztaster eingebaut und voila. Der mobile "Hau-Drauf-Taster" mit Funksender ist fertig :)

Das Ganze nun auf einem Brett geschraubt und an die Wand verfrachtet. Nicht ganz professionell, aber zweckmäßig.

Jetzt könnte man sich gemütlich zurücklehnen und sich von den Strapazen erholen, oder sich dem nächsten Projekt widmen. So richtig zufrieden war ich ja mit der Lösung eigentlich noch nicht.

Ein paar Tage später habe ich einen Bericht in einer Fachzeitschrift über die Programmierung von Apps für moblie Geräte wie Handy, Tablet & Co gelesen. Das brachte mich auf eine Idee.....

 

 

Wäre es nicht cool wenn man die Duellanlage mit dem Handy steuern kann ? Jeder Schütze hat heute ein Handy dabei mit dem er sich über WLAN mit dem Raspberry verbinden und die Duellanlage steuern kann. Eine neue Herausforderung ist gebohren.

Was soll die App nun können ?
Natürlich sollen mehrere individuelle Programme gestartet werden können. Neben dem klassischen Duellbetrieb auch etwas anspruchvolleres.

  • Da wäre die Möglichkeit im Programm auswählen zu können welche der drei Bahnen angesteuert werden sollen. Es kann ja vorkommen dass nur ein oder zwei Schützen auf dem Stand sind und nicht alle drei Bahnen genutzt werden.
  • Dann sollte es einen Parameter für den Vorlauf geben. D.h. wenn der Schütze den Pilztaster drückt dass eine vorgegebene Zeit abgewartet wird bis das Ziel gezeigt wird.
  • Der nächste Parameter wäre dann die Anzeigedauer, wie lange das Ziel angeboten wird bevor es sich wieder wegdreht.
  • Zu guter letzt ist dann noch der Interval, wie oft dieser Durchgang wiederholt wird.

Gesagt, getan... Es geht an die Programmierung.

Für die Programmierung hat sich Java Script Mobile angeboten. Diese Programmiersprache, oder besser gesagt Scriptsprache, wurde für mobile Geräte und deren Bildschirmen optimiert, so daß Eingabefelder, Button etc auf einem kleinen Bildschirm besser dargestellt werden und bedienbar sind.

Entstanden ist nun eine App die auf der Startseite verschiedene Ablaufprogramme anbietet. Angefangen haben wir mit dem klassischen Duell. Gefolgt von einer erweiterten Duell - Version. Was noch in der Entwicklung ist, ist die Möglichkeit DSU-Disziplinen programmgestützt über die Anlage schiessen zu können. Die Mehrdistanz-Disziplinen K1 und K13 sind aktuell noch nicht fertig und auch noch nicht freigegeben. Sie werden im Rahmen der DSU geschossen und sind auch oft Bestandteil vieler ausgetragenen Meisterschaften. Hier werden noch weitere Disziplinen hinzukommen die auf der Anlage realisierbar sind.

Für den Info-Button neben dem Button der einzelnen Disziplinen haben wir uns etwas besonderes ausgedacht :) Wenn dieser gedrückt wird, spielt das Programm auf dem Handy, Tablet oder Computer des Schützen eine Sprachdatei ab, die ihm den Ablauf der Disziplin kurz erklärt. Hierzu haben wir den Beschreibungstext der Disziplin aus dem Sporthandbuch der DSU durch ein text-to-speech Programm laufen lassen und daraus eine mp3 Datei generiert. Den Inhalt mußten wir etwas anpassen da die Ergebnisse mit dem Orginaltext etwas "denglisch" klangen. Wir hoffen damit aber eine Hilfe für die Schützen geschaffen zu haben, die diese Disziplinen nicht regelmäßig schiessen und den Ablauf nicht inne haben.
Zugegeben, ist schon etwas viel Spielerei, aber ich fand es ist ein nettes Gimmick :)

Das Programm "Duell" bietet die Funktionen die wir uns bei der Entstehung dieses Projektes gewünscht hatten. Wir können die Zeit für den Vorlauf, der Anzeigedauer und die Anzahl der Wiederholungen entweder über die Slider oder aber auch in dem Feld direkt eingeben. Über die Buttons darunter können wir eine oder auch mehrere Bahnen auswählen auf denen man schiessen möchte. Wird der Zufall-Button mit ausgewählt, wird eine der ausgewählten Bahn per Zufall bei jedem Intervall angezeigt. Ist eher etwas für einzelne Schützen, macht aber Spaß .....

Nach dem Drücken auf "Start" werden die Parameter an die Steuerung übertragen und die Anlage ist bereit.

Wenn nun der Schütze auf unseren netten "Hau-Drauf-Taster" drückt, läuft das Programm nach den Vorgaben ab. Nach dessen Ablauf wartet das Programm dann wieder auf ein erneutes Auslösen durch den "Hau-Drauf-Taster" und startet wieder. Dies geht so lange bis der Schütze auf seinem mobilen Gerät den "Abbruch-Button" drückt. Dann kann man die Anlage mit anderen Parametern programmieren.

Je nachdem wie viel Zeit ich erübrigen kann werde ich das Programm weiterentwickeln. Um dies auch sinnvoll zu können und nicht nur alles aus meiner Sicht zu betrachten, wäre ich für Vorschläge eurerseits dankbar. Egal ob für Neues, für Änderungen, konstruktive Kritiken, oder auch nur Kommentare. Dazu habt ihr unter dem Beitrag die Möglichkeit. Falls der Kommentar nicht öffentlich sein soll, reicht ein kleiner Hinweis darin.

 

Kommentare  

#1 harry 2021-10-19 08:44
Update:
Anpassung der Disziplinen K-13 und K-14
Löschen der Disziplin K-17 ( wird noch angepasst !)
SLG - Logo als Hintergrund der Startseite hinterlegt !
Funktionserweiterung Lichtschranke

You have no rights to post comments